Typisch Corona
Mai, 2020Studien belegen, dass unsere Immunabwehr durch die soziale Entbehrung der Quarantäne drastisch sinkt. Der Gefahr von außen öffnen wir also heimlich die Tür und gehen geschwächt in die Schlacht. Der Körper lügt nicht! Die Propaganda der Egos schon. „Mir kann das nicht passieren! Ich habe einen starken Körper, ich war Sportler.“ Jair Bolsonaro mutete als Präsident diese verhängnisvolle Verleugnung seinen Bürgern in Brasilien zu.
Elisabeth Kübler Ross fand in der Begleitung Sterbender und ihrer nahen Angehörigen fünf typische Phasen: Verleugnung – Kampf – Verhandeln – Trauer – Hingabe. Persönlich und gemeinsam scheinen wir diese Stadien in der Corona Krise zu durchlaufen. Wir blenden in der ersten Phase die existenzielle Gefahr aus wie ein ängstliches Kind. Wir erschrecken und erstarren in der gemeinsam unterbrochenen Hin-bewegung.
Die zweite Phase beginnt mit der Abwehr und dem Kampf gegen die Angst. Wir werden wütend, rebellieren gegen die da oben und suchen Sündenböcke, auf die wir unseren ängstlichen Zorn schieben können.
Der „chinesische Virus,“ von Donald Trump.
In der dritten Phase mentalisieren wir die unerträgliche Situation und verhandeln über die Art und den Zeitpunkt der Öffnung des Shutdown. Unsere Standpunkte prallen hart aufeinander. Wir befinden uns gegenwärtig mehrheitlich in dieser Phase, gehen aber auch zurück und wieder vor.
Die vierte Phase steht uns noch bevor. Es ist die namenlose Trauer über den Verlust der Unbeschwertheit – einander frei zu berühren, geliebte Menschen verloren zu haben oder verlieren zu können – als potenzieller Anstecker auf Distanz gehalten zu werden und dies schmerzlich zu spüren.
In der fünften Phase geben wir uns der Ohnmacht zuinnerst hin. Es ist wie es ist! Wir wehren uns nicht mehr. Die Kostbarkeit des Augenblicks öffnet mein Herz.
Das Ertragen der Endlichkeit und der Verletzlichkeit des Lebens enthüllt uns letztlich die Knospe unsäglicher Freude!
Copyright Reinhold Wildner